20 Jahre transplantierte Niere

Beitrag von Tommy Brockhammer

tommyIch lebe jetzt seit 20 Jahren mit meiner 2. transplantierten Niere. Ehrlich gesagt habe ich nie große Schwierigkeiten mit meiner Ihr gehabt.

Wie es dazu gekommen ist, möchte ich euch jetzt erzählen:

Geboren bin ich 1971. Als ich ungefähr 2 Jahre alt war, wurde eine chronische Glomerulonephritis festgestellt.

Im Laufe meiner Kindheit war ich mindestens 2 Mal jährlich in der Kinderklinik und das jeweils für mehrere Wochen. Das ging so, bis ich 15 Jahre alt war.

Mit 10 Jahre wurde in Berlin-Buch ein Nierenfunktionstest gemacht. Dabei fanden die Ärzte heraus, dass meine beiden Nieren nur noch zu je einem Drittel funktionierten.

Ich bin glücklich, dass ich die 10. Klasse mit Abschluss (1988) geschafft habe, da ich ja sehr viele Fehltage hatte.

Danach fing ich eine Lehre zum Facharbeiter für Datenverarbeitung an. Auch hier habe ich 1990 meinen Abschluss gemacht. Am Anfang der Lehre wurde mir mitgeteilt, dass ich eines Tages mal an die Dialyse müsste.

Aber, dass dies schneller eintreffen sollte, hätten meine Eltern und ich nicht gedacht. Am 24.03.1989 fiel ich während einer Unterrichtstunde grundlos vom Stuhl. Alle bekamen einen gehörigen Schreck. Die Lehrerin hat mich sofort zu meinem Arzt geschickt, aber nur mit einer Begleitperson. Der Arzt hat mich untersucht, dabei Blut entnommen und noch ganz viele andere Fragen gestellt.

Nach 2 Tagen teilte er mir mit, dass ich einen Kreatininwert von 2000 hätte. Das wäre sehr hoch. Theoretisch müsste ich mit so einem Wert im Koma liegen oder schlimmer. Ehrlich gesagt, musste ich zugeben, dass es mir nicht gut ging. Ich hatte immer öfters Blackouts und die Arme waren schwer wie Blei usw.

Am 30.03.1989 wurde ich für die Dialyse vorbereitet mit der OP eines Shunts. Er funktioniert heute noch!!!

Der Tag, an dem ich zur 1. Dialyse meines Lebens musste, war der 19.04.1989. Ich musste damals nach Glauchau, weil in Chemnitz zu diesem Zeitpunkt kein Platz frei war.

Meine Eltern und ich, wir mussten uns nun an einen neuen Tagesablauf gewöhnen. Montag, Mittwoch und Freitag war Lehrausbildung angesagt und Dienstag, Donnerstag und Samstag eben Dialysezeit. In Glauchau hat es mir gefallen, das kann sich bestimmt niemand heutzutage vorstellen. Meine Mitstreiter waren meist alle über 60. Sie erzählten viel aus ihrem Leben. Auch das Ärzteteam und Schwestern haben sich sehr um uns gekümmert. Im Sommer gab es immer ein kleines Grillfest ;-).

30. Mai 1991 um 9 Uhr kam der rettende Anruf aus Berlin-Friedrichshain wegen einer Spenderniere, zu diesem Zeitpunkt war ich an der Dialyse.

Alle haben sich für mich gefreut. Um ehrlich zu sein, war ich nicht so aufgeregt wie die anderen. Leider kam um 14 Uhr die Absage. Der Arzt meinte nur es könnte vielleicht trotzdem noch was werden, wenn ich weggehen sollte, müsste ich meinen Eltern Bescheid geben, wo ich genau hingehe, denn am anderen Tag war ein Feiertag.

Was soll ich nun sagen? Es kam so wie es der Arzt gesagt hat. Kaum war ich 18 Uhr aus dem Haus, kam der Anruf bei meinen Eltern. Ich wurde schon von Polizei und Krankenwagen vor der Disco erwartet. Danach nahm alles seinen Lauf. Bis ich dann in Berlin war, das ist eine andere lustige Geschichte.

Meine 1. Nierentransplantation verlief sehr gut, ich durfte erst nach 1 Woche Besuch empfangen usw. Sandimmun gab es damals nur in flüssiger Form. Das griff das Zahnfleisch an. Leider war ich in den 4 Jahren, wo ich die Niere hatte, immer 2 x in der Klink wegen dem CMV - Virus. Das meistens im April und Oktober für 4 bis 6 Wochen. Im März 95 musste ich wieder an die Dialyse in Glauchau. Im Mai wurde mir dann die Niere entfernt, wegen der Abstoßung..

Anfang 1998 musste ich laut AOK, wegen den hohen Fahrkosten, nach Chemnitz in die Forststraße wechseln. Ich wurde dort sehr gut aufgenommen und betreut. Im Oktober 2000 wurde ich zur erneuten Transplantation angemeldet, da es mir zu diesem Zeitpunkt gesundheitlich nicht gut ging. Mein Vater wurde zwecks Lebendspende getestet, da meine Mutter aus gesundheitlichen Gründen nicht in Frage kam.

Dann kam am 01.04.2001 um 15 Uhr der rettende Anruf aus Leipzig. Meine 2. Nierentransplantation stand bevor, diesmal war ich auch aufgeregt. In Leipzig angekommen wurden viele Unter-suchungen gemacht bis die OP um ca. 21:15 Uhr losging.

Meine neue Niere wollte nicht so loslegen wie gedacht, ich war noch 2 Wochen an der Dialyse. Aber sie arbeitet danach wie ein Schweizer Uhrwerk und das bis heute mit 72 % Leistung.

Leider gibt es durch die viele Medikamenteneinnahme und andere Dinge, die die Ärzte festgestellt haben, Begleiterscheinungen. Sie greifen aber eben nicht die Niere an.

Ich kann Jedem empfehlen, lasst euch auf die Liste setzten.

Ich wünsche euch allen in der jetzigen Zeit viel Gesundheit und behaltet euer Lächeln.

smally

Euer Tommy