Delegiertenkonferenz des DVS e.V. in Döbeln 2011
An diesem sonnigen Vorfrühlingssonntag trafen sich 44 Verbandsmitglieder zur diesjährigen Delegiertenkonferenz, die traditionsgemäß wieder in der Döbelner „Weißen Taube“ stattfand. Es fiel sofort auf, daß diesmal die Tische im Tagungssaal anders angeordnet waren als in den Jahren zuvor, was sich von allen Plätzen aus sehr günstig auswirkte für den Blick zum Präsidium.
Nach der Eröffnung der Konferenz durch das Vorstandsmitglied Mike Pippel
erhoben sich die Delegierten zu Ehren der im letzten Jahr verstorbenen Verbandsmitglieder zum stillen Gedenken von ihren Plätzen. Danach konnte die Beschlußfähigkeit festgestellt werden, das Protokoll der letzten Delegiertenkonferenz und die Tagesordnung wurden einstimmig gebilligt.
In ihrem fünfzigminütigen Bericht des Vorstandes legte Annegret Bresch, die Verbandsvorsitzende, Rechenschaft ab über die im zurückliegenden Jahr geleistete Arbeit. Sie richtete zuerst im Namen des Vorstandes ihren Dank an alle Helfer in den dem Verband angeschlossenen Vereinen und Selbsthilfegruppen, an die Förderer und Sponsoren sowie an die Angehörigen der aktiven Mitglieder.
Sie sprach von einem „guten und intensiven Arbeitsjahr“ und stellte mit Freude fest, daß die geplanten Projekte und Aufgaben insgesamt in hoher Qualität erfüllt werden konnten. Probleme, die es hin und wieder gegeben habe, seien durch gemeinsame Anstrengungen gelöst worden. Dabei erwähnte sie besonders Probleme bei der Finanzierung der Arbeit und wies auf die Notwendigkeit sparsamen Umgangs mit den zur Verfügung stehenden Geldern hin. Abstriche an die Qualität der Veranstaltungen für die Mitglieder werde es jedoch nicht geben. Es werde auch weiterhin die Möglichkeit genutzt, Fördermittel sinnvoll einzusetzen, damit es mit der Arbeit in der gewohnten Art und Güte weitergehen könne. Mit der Unterstützung durch Pharmafirmen könne leider immer weniger gerechnet werden.
Die Referentin wies in diesem Zusammenhang auch auf die Notwendigkeit hin, die künftige Gestaltung der Mitgliedsbeitragshöhe zu überdenken.
Im Hauptteil ihrer Rede ging Annegret Bresch auf die zahlreichen Aktivitäten der einzelnen Mitglieder desVorstandes m Berichtszeitraum ein.
Es war beeindrukkend zu hören, welches umfangreiche Arbeitspensum trotz zeitweiligen krankheitsbedingten Ausfalls einzelner geleistet worden ist.
Dem Referat der Vorsitzenden folgten der Bericht des Kassenprüfers und der Kassenbericht sowie die einstimmige Entlastung des Vorstandes. Daran schloß sich die Wahl des neuen Vorstandes und des Kassenprüfers an. Einstimmig gewählt wurden die bisherigen Mitglieder:
• Annegret Bresch
• Lothar Schmidt
• Mike Pippel
• Frank Lüders
• Joachim Reiche
sowie als neues Mitglied
• Catrin Nitzsche
Wir gratulieren unserer Catrin zu ihrer Wahl! In diesem Ehrenamt wird sie den DTC im DVS-Vorstand gut vertreten.
Sie gab gleich anschließend ihren „Einstand“ mit einer erfrischend ebendidigen und eindrucksvollen Präsentation der Arbeit unseres Chemnitzer Vereins.
Es ist schon beachtlich, auf wie viele Aktivitäten im letzten Jahr wir zurückblicken können! Der DTC hat deutlich an Attraktivität gewonnen, und eine erfreuliche Folge davon ist auch der Anstieg der Mitgliederzahl auf 134. Daran hat Catrin Nitzsche einen hohen persönlichen Anteil.
Es folgte noch ein kurzer Bericht der Freiberger Selbsthilfegruppe, und daran schloß sich die Vorstellung des Arbeits- und Haushaltsplans 2011 an. Die für dieses Jahr geplanten 18 Projekte und Aufgaben sind wieder sehr anspruchsvoll.
Besondere Höhepunkte darin sind zum
Beispiel:
- die Öffentlichkeitsarbeit in Schulen
- die Teilnahme an Messen und Veranstaltungen sowie am „Markt der Möglichkeiten“ anläßlich des Evangelischen Kirchentags vom 1. bis zum 5.6.2011 in Dresden
- das Wochenendseminar zum Thema „Lebensqualität“ am 24. und 25.9.2011
- „Tage der Begegnung“ in Dresden und Chemnitz
Auch Arbeitsprogramm und Haushaltsplan erhielten die einstimmige Billigung der Delegierten. Danach folgten Informationen zu aktuellen Fragen. Es wurde mitgeteilt, daß der DVS Frau Dr. Marlies Volkmer, MdB, als Schirmherrin für den Verband gewonnen hat. (An das zu meiner Verwunderung benutzte unübliche Wort „Schirmfrau“ kann und mag ich mich nicht gewöhnen!) Der Vorstand erhofft sich von ihr die Unterstützung bei der Klärung von Fragen und Problemen, die ohne die Fürsprache einer einflußreichen Person nur schwer möglich ist.
In der kurzen Diskussion über eine mögliche Beitragserhöhung standen
Bedenken im Vordergrund. Es wird weiter darüber nachgedacht werden müssen.
In seinen längeren, sehr interessanten Ausführungen informierte Mario
Lippold über die Entwicklung der Organspendezahlen in Deutschland, die trotz Schönungsversuchen in DSO-Statistiken rückläufig ist.
Er wies auch auf Probleme hin im Zusammenhang mit der Neuregelung des „Old-for-Old“-Programms seit dem 8.12.2010. Danach gibt es für Transplantationskandidaten keine Doppellistung mehr in der allgemeinen Warteliste und zugleich in der „Old-for-Old“- Liste. Wer im OfO-Programm gelistet ist, muß ausschließlich auf das Organ eines Verstorbenen im Alter ab 65 Jahre warten. Das führt natürlich zu längeren Wartezeiten. Man kann allerdings von der OfO-Liste in die allgemeine Liste wechseln.
Der Referent setzte sich außerdem mit der von Steinmeyer, Kauder und anderen eingebrachten sogenannten „Erklärungslösung“ kritisch auseinander und stellte dabei fest, daß sie keine Verbesserung brächte. Demgegenüber nannte und erläuterte er Voraussetzungen für eine effektivere Ausgestaltung der derzeit gültigen erweiterten Zustimmungslösung. Schließlich äußerte sich Mario Lippold noch zur Problematik der Transplantation von „marginalen Organen“ und „Organen mit erweiterten Spenderkriterien“. In beiden Fällen geht es um die seit 2004 erlaubte Verpflanzung von Organen, die vorgeschädigt sind. Damit verkürzt sich zwar die Wartezeit, aber der Patient muß die Risiken akzeptieren, daß das Organ schlecht oder gar nicht funktioniert oder daß er selbst schwerwiegend geschädigt werden kann. Es sei wichtig, so der Referent, daß der Patient sich informiere, ob sein Transplantationszentrum solche vorgeschädigten Organe verpflanze (Zentrumsprofil), und daß er genau überlege, ob er selbst seine unterschriftliche Zustimmung für solch ein Organ geben will (Patientenprofil). Diese einmal erteilte Einverständniserklärung könne jedoch jederzeit widerrufen werden.
Mit einigen allgemeinen sozialrechtlichen Informationen im Zusammenhang mit der Dialyse beendete Mario Lippold seine sehr informativen Ausführungen. zum Vortrag
Den Abschluß der Tagung bildete ein Vortrag von David Unbehaun, Vorstand der Sozial-Konzept-Pflege AG. Er referierte über Sozialkonzepte, Pflegebedürftigkeit, Pflegeversicherung, Pflegesachleistung, Pflegegeld, Pflegebedarf, Erhebungsstatistiken und Prognosen sowie Pflegeberatung nach § 7a SGB XI und Pflegeleistungsergänzungsgesetz nach §45 SGB XI. Der Einladung zu Fragestellungen mochte niemand folgen; die Teilnehmer waren wohl doch schon zu müde. Immerhin endete das Tagungsprogramm mit fünfundvierzigminütiger Verspätung.
Für das leibliche Wohl war wieder gesorgt. Ein Frühstücksbuffet mit belegten Brötchen, Kaffee und Tee stand zur Verfügung. Ein Schild wies auch diesmal darauf hin, daß jedem Teilnehmer nur zwei halbe Brötchen zustünden, und so blieben wiederum viele Brötchenhälften übrig. Vielleicht sollte man künftig doch einmal auf die Rationierung verzichten? Das Mittagessen war reichhaltig und gut, aber die 0,7-Liter-Flasche Wasser für fast fünf Euro schien mir überteuert.
Den Veranstaltern dieser Tagung bin ich für ihre Mühe dankbar! Es war eine gut organisierte und inhaltlich niveauvolle Veranstaltung. Ich erhielt
viele Gedankenanregungen, fühlte mich wohl und hatte in der Pause interessante Gespräche.
Eberhard E. Küttner