Seminar "Nierenkrank - Was nun? Etwas tun! Knochenstoffwechsel"
Heute ist es soweit. Der 13. Oktober steht auf meinem Kalenderblatt. Seit ich die Einladung des Dialyseverbandes Sachsen erhalten habe, bin ich auf dieses Seminar gespannt. Tagungsort war, wie schon öfter, Michels Kurhotel in Bad Lausick. Circa 60 Mitglieder, Angehörige und Freunde des DVS e.V. waren der Einladung des Verbandes gefolgt. Schon beim Betreten des Hotels war die herzliche Atmosphäre zu spüren. Auf einer großen Tafel im Foyer wurden die Teilnehmer des Seminars recht herzlich begrüßt. Ein Teil der Angereisten kannte sich, und so bildeten sich schon vor Beginn des ersten Vortrages kleinere Gesprächsgruppen. Bei Kaffee und belegten Brötchen wurden erste Neuigkeiten ausgetauscht oder alte Freunde begrüßt.
Ich persönlich konnte die Zeit nutzen, endlich den Menschen kennen zu lernen, der mir schon oft mit Rat und Tat zur Seite stand. Schon oft sprach ich mit Mario Lippold am Telefon oder tauschte mit ihm E-Mails aus. Heute lernten wir uns endlich persönlich kennen. Die Zeit für persönliche Gespräche war am ersten Tag etwas knapp bemessen. Denn für diesen Tag standen vier Vorträge zum großen Thema Knochenstoffwechsel auf dem Programm. Als Referent wurde OA Dr. Harald Achenbach, Nephrologe an der Uni-Klinik Leipzig gewonnen. Er sprach vor den Anwesenden über den Aufbau des Knochensystems, über die Einflüsse der Nebenschilddrüsen auf den Knochenstoffwechsel, über Behandlungsmethoden bei Über- und Unterfunktion der Schilddrüse und über den Einfluss des Phosphatspiegels auf den Knochenstoffwechsel. Für einen Laien wie mich waren die vielen Fachbegriffe nicht immer gleich zu verstehen. Doch das große Ganze haben wir an diesem Tag wohl alle verstanden: Nämlich dass man sich mit seinem Körper ruhig etwas näher befassen sollte, um einige grobe innere Abläufe zu erkennen. Erst wenn man weiß, wie etwas funktioniert, kann man besser damit umgehen. Da ist es beim Menschen wie beim Auto – erst wenn ich weiß, wo Gas und Kupplung sind, kann ich losfahren. So waren mir die Begriffe wie Phosphatspiegel und Parathormon bekannt, aber für mich waren sie immer gleich auch ein Synonym für den erhobenen Zeigefinger unserer Dialyseärzte. Zusammenfassend kann man die Hinweise von Dr. Achenbach so aufs Papier bringen: Jeder Dialysepatient sollte sich regelmäßig über seine Blutwerte bei seinem Arzt informieren und durch seine eigene aktive Mitarbeit zur Regulierung der einzelnen Werte beitragen. Dazu können die Drosselung der Phosphatzufuhr, die Einhaltung der Dialysezeiten und die regelmäßige und richtige Einnahme der Phosphatbinder beitragen.
Die reinsten Phosphatbomben wie Milch, Schmelzkäse, Hartkäse, Kondensmilch, Fleisch, Hülsenfrüchte, Nüsse, Mandeln, Cola und Fertiggerichte gehörten auch früher auf meinen Speiseplan. Doch ich habe gelernt, auch ohne sie auszukommen. Wenigstens an den meisten Tagen kann ich der enormen Versuchung widerstehen.
Nach einem nahrhaften Mittagessen im Kurhotel begann der sportliche Teil des Nachmittages. Annette Jahn hielt eine kurze theoretische Einführung in den Kurs Tai Chi. Diese Form der traditionellen chinesischen Medizin wird auch als „Meditation in Bewegung“ oder als „Schattenboxen in Zeitlupe“ bezeichnet. Danach erfolgte durch ausgebildete Trainer eine theoretische Einweisung zum Nordic Walking. Den praktischen Teil führten wir anschließend im Kurpark durch. Ich entschied mich für die Fortbewegung mit zwei Stöcken. Nach einer kurzen Erwärmung und der Belehrung zum richtigen Umgang mit den Stöcken ging es durch den Kurpark. Ich wusste gar nicht, dass man mit diesen beiden Stöcken beim Laufen solch ein Tempo erreichen kann, ohne dabei außer Puste zu geraden. Für mich war es eine Anregung, auch in Zukunft meine müden Knochen durch diese Form der Fortbewegung etwas mehr in Schwung zu bringen. Der Abend fand nach dem Abendbrot seinen Ausklang bei einem gemütlichen Beisammensein. Am Sonntag gab es einen letzten Vortrag über die Ernährung. Frau Elke Veenaas sprach sehr anschaulich über die Notwendigkeit einer ausreichenden und richtigen Ernährung für jeden Dialysepatienten.
Die Teilnehmer konnten sich auch mit entsprechender Literatur für die einzelnen Vortragsthemen eindecken. So hat jeder die Möglichkeit, auch zu Hause immer wieder einmal sein Wissen aufzufrischen oder es an andere Dialysepatienten weiterzugeben. Auch gab es für Interessierte kleinere Rezeptvorschläge für eine nahrhafte Dialysekost. Zusammenfassend kann ich für mich und sicher für alle anderen Seminarteilnehmer sagen, es war eine interessante und abwechslungsreiche Veranstaltung.
Ich freue mich schon heute auf das nächste informative Seminar des Dialyseverbandes Sachsen. Es hilft mir persönlich, besser mit meiner Krankheit zu leben. Zum Schluss möchte ich noch schreiben, dass jeder Interessierte gern gesehen ist und selbst für die Betreuung der mit angereisten Kindern gesorgt wird.
Martina Dietrich